Projekt


Aufgabe

Die ‘Inscriptiones Graecae’ haben die kritische Edition sämtlicher bekannter antiker griechischer Inschriften, gegliedert nach einzelnen Regionen und Landschaften, zur Aufgabe. Gemäß dem im Jahre 1903 modifizierten Gesamtplan beschränkt sich das Unternehmen auf das griechische Festland und die Inseln der Ägäis, wobei das epigraphische Material in 15 Bänden, die aus jeweils mehreren Faszikeln bestehen, vorgelegt wird. Für die neuen Inschriften, die in stetig wachsender Zahl zum Vorschein kommen, sind Neubearbeitungen (editiones alterae) bzw. Supplementbände vorgesehen. Die Ausarbeitung der Bände erfolgt traditionell in lateinischer Sprache. Von den zuletzt erschienenen Bänden sind auf der IG-website neben einer elektronischen Textversion auch Übersetzungen verfügbar. Die meisten in den IG publizierten Inschriften sind in der Datenbank des Packard Humanities Institute erfasst und recherchierbar.

Bisher sind insgesamt 72 Einzelbände bzw. Faszikel erschienen, in denen etwa 70.000 Inschriften ediert und für die wissenschaftliche Benutzung erschlossen sind. Unter Einbeziehung älterer Auflagen verteilen sich diese Bände nach der geographischen Gliederung wie folgt:

  • IG I-III: Attika (30 Bde.)
  • IG IV-VI: Peloponnes (6 Bde.)
  • IG VII-IX: Mittelgriechenland (9 Bde.)
  • IG X: Nordgriechenland (5 Bde.)
  • IG XI-XII: ägäische Inseln (19 Bde.)
  • IG XIV: Italien (1 Bd.)
  • IG XV: Zypern (2 Bde.)

Bedeutung

Die Bedeutung des Unternehmens liegt in der Bereitstellung eines eminent wichtigen urkundlichen Materials für die Erforschung des griechisch-römischen Altertums, insbesondere für historische, sprachliche und kulturgeschichtliche Untersuchungen im weitesten Sinne. Dabei ist keine bloße Zusammenstellung der publizierten Inschriften unter Berücksichtigung der erschienenen philologischen und historischen Literatur beabsichtigt, sondern stets eine Revision des originalen Schriftträgers angestrebt, der zugleich in Photographie und Abklatsch für weitergehendes Studium zu sichern ist. Nur durch Autopsie ist es möglich, das Verhältnis von Inschrift und Schriftträger zu bestimmen, Zusammenfügungen von Fragmenten zu verifizieren, frühere Lesungen und Ergänzungen zu prüfen, eingetretene Verluste zu dokumentieren oder gar, mit etwas Glück, neue Inschriften zu entdecken.

Geschichte

Mit der Geschichte des 1815 gegründeten und damit ältesten wissenschaftlichen Unternehmens der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind so glanzvolle Namen verbunden wie August Böckh, Adolph Kirchhoff, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Friedrich Frhr. Hiller von Gaertringen und Günther Klaffenbach. Schon früh wurde die internationale und interakademische Zusammenarbeit praktiziert, wurden einzelne Bände in die Verantwortung freier Mitarbeiter in Deutschland, aber auch in Griechenland, England, Frankreich, gelegt -- eine Praxis, die nach 1961 die einzig noch mögliche war, aber auch oft genug durch die politischen Gegebenheiten behindert worden ist. Der Wissenschaftsrat gab im Sommer 1991 im Ergebnis der Evaluierung der IG die Empfehlung, künftig vier Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter einzurichten, um die Bearbeitung von Inschriftenbänden in der Berliner Arbeitsstelle selbst wieder aufnehmen zu können. Das Nebeneinander von editorischer und redaktioneller Tätigkeit, von Feldarbeit und Schreibtischarbeit, wird in Zukunft bestimmend sein.

Internationale Zusammenarbeit

Selbstverständlich kann der Anspruch eines umfassenden Sammelwerkes heute nur noch in internationaler Zusammenarbeit verwirklicht werden, wobei den Kontakten zu den Wissenschaftlern und Behörden der Fundländer besondere Aufmerksamkeit gilt. Die IG haben hierbei stets großzügige Unterstützung erfahren. Sie selbst bringen in diese Kooperation neben den Bänden vor allem ihr im Jahre 1902 zum Zweck  umfassender und nachhaltiger Dokumentation gegründetes Archiv ein. Es enthält nicht nur etwa 110.000 Abklatsche von Inschriften, die vielfach heute nicht mehr oder nur in verschlechtertem Zustand existieren, sondern auch zahllose Photographien (z. T. noch Glasplatten), Tagebücher und Manuskripte. An der Inventarisierung der Bestände wird gegenwärtig verstärkt gearbeitet. Dankbar wird anerkannt, daß dieses Archivmaterial zu jeder Zeit, besonders aber in den letzten Jahren, reichen Zuwachs empfangen hat. Die Arbeitsstelle der Inscriptiones Graecae hat ihre frühere Bedeutung als das größte epigraphische Archiv weltweit zurückgewonnen. Diese Schätze auch der internationalen Gemeinschaft interessierter Forscher zugänglich zu machen, wird als eine wichtige Aufgabe der Arbeitsstelle und als eine von ihr wahrzunehmende wissenschaftliche Verpflichtung angesehen.